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G A L G E N B E R G

 

Inhalt von Galgenberg:

   Galgenberg ist derzeit nicht in der endgültigen Fassung verfügbar, wird aber schnellstens überarbeitet wieder ins Netz gestellt.

    Was tun, wurde man durch glückreiches Spekulieren wohlhabend und kann auf die gute Berufsstellung getrost pfeifen? - Kurzerhand kündigen!
    Und ist so jemand verflossener Scheidung wegen ohne familiäre Klötze an Beinen, sowieso. Was aber tun, wenn letztlich feststeht, dass auch für einen 57-jährigen jahrelanger Müßiggang und Weltreisen langweilig, ist obendrein bestens in Schuss und kann selbst mit zwanzig Jahre jüngeren locker mithalten? - Man sucht eine Aufgabe!
    Am besten eine, worin man hervorragend beschlagen. - Unerwartet wird einem solches in fernem Ort angetragen. Man reist froher Erwartung hin und stellt fest, es liegen ganz andere Dinge an als geglaubt.
    Wie übergibt man Fordernden etwas, falls unbekannt, wovon die sprechen? Wie steht man Rede und Antwort, falls nicht klar, wonach gefragt? Was tun, wenn im überraschend herrschaftlichen Haus Abläufe üblich, von welchen man niemals vorher träumen konnte, sie einfach nicht für möglich hielt? Zudem scheinbar lebensgefährlich!
    Schnell fliehen oder den Dingen auf den Grund gehen?

(GALGENBG.ZIP 468 kb)

Leseprobe: (Hier folgt ein Teil des fünften Kapitels bisheriger Fassung)

    Als ich an der Kasse bezahlte, fragte ich ihn nach dem Weg nach Allfingen-Kahlen, Am Galgenberg 1.
    Langsam hob er den Blick, sah mir mit seinen blassblauen Augen genau und forschend ins Gesicht, klappte bedächtig den Kassendeckel zu und blickte unsicher zur Seite. Seine Hände zitterten. "Meinen Sie die alte Villa, mein Herr?" erkundigte er sich betont beiläufig. So betont beiläufig, dass es mir merkwürdig vorkam.
    "Ob es eine Villa ist, weiß ich nicht. Ich nehme an, dass Leute, die genügend Besitz ihr Eigen nennen, durchaus in einer Villa wohnen dürften. Ich habe nur diese Adresse erhalten."
    "Nun ja, dann wird sie das wohl sein", antwortete er schleppend. "Da wollen Sie hin?"
    "Würde ich sonst nach dem Weg dorthin fragen?" entgegnete ich etwas unwirsch, bemühte mich aber um gutes Benehmen, wie es einem Herrn geziemt.
    Alles in Allem machte der Mann zwar keinen übermäßig intelligenten, aber dennoch recht annehmbaren Eindruck, den man durchaus als nett bezeichnen kann, weshalb ich mich über sein eigenartiges Gebaren doch etwas wunderte.
    "Es geht mich ja eigentlich gar nichts an", druckste er herum, unsicher, wen er in mir vor sich habe. "Aber kennen Sie die Leute, die dort leben? Sie sehen so - na ja, so weltoffen und seriös aus, und viel zu jung..."
    Ich musste über seine Art und Weise lachen. Das war mir schon lange nicht mehr untergekommen, dass man mich als viel zu jung benannte. "Danke für das Kompliment, guter Mann. Aber zu jung bin ich nun ganz bestimmt nicht mehr, und ich bin ganz sicher sehr viel älter als Sie, mein Bester. Zwischenzeitlich sollte ich gelernt haben, auf mich aufzupassen. Was ist denn mit diesen Herrschaften dort?"
    "Na ja - wissen Sie - " er zögerte immer noch mit der Sprache herauszurücken. "Man will ja nichts schlechtes über andere sagen, aber Sie passen dort wirklich nicht hin. Und so viel älter als ich können Sie nun auch wieder nicht sein. Ich werde in zwei Monaten neununddreißig."
    "Dann sind Sie gegen mich ein ausgesprochen junger Mann. Ich bin achtzehn Jahre älter als Sie", lachte ich über seine Verunsicherung.
    Er machte runde Augen. "Sie? Wirklich? Oder wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ich dachte Sie könnten vielleicht höchstens Mitte vierzig sein."
    "Guter Mann, ich nehme Sie nicht auf den Arm. Ich bin 57 Jahre alt", sagte ich ernst und bestimmt. "Aber, warum meinen Sie, ich würde dort nicht hinpassen?"
    "Na ja - ", er druckste wieder. "Wissen Sie - ich sagte Ihnen schon, sie machen einen so weltoffenen Eindruck. Das kann man von der Neidhardt-Sippe nicht gerade behaupten. Wir sind in dieser Gegend hier ziemlich fromm. Das hier ist ein katholischer Flecken, mitten in einer sonst überwiegend evangelischen Landschaft ringsrum. Wie gesagt, wir sind hier recht fromm, womit ich nicht sagen will, dass Evangelische nicht fromm sein können oder sind. Aber die Neidhardts... Wie soll ich sagen? Man kann auch zu fromm sein. Päpstlicher als der Papst. Sie verstehen?"
    "Nein!" erwiderte ich kurz. "Was wollen Sie denn damit andeuten?"
    "Dass die es übertreiben!" sprudelte es nun aus ihm heraus. "Die Neidhardts sind ungeheuer reich. Fast die gesamte Stadt lebt von ihnen - ich auch, und fast die halbe Stadt gehört denen. - Und die erlauben sich Dinge die... einfach verrückt sind. Man kanns mit dem Glauben auch einfach übertreiben. Die meisten von den Neidhardts haben einfach eine Schraube locker, wenn ich ehrlich sein soll. Fräulein Adelheid, zum Beispiel, ist seit bestimmt über zwanzig Jahren nicht mehr in die Stadt gekommen. Jedenfalls hat sie hier keiner mehr gesehen, seitdem ihr Bräutigam vom Traualtar flüchtete und die ganze Hochzeitsgesellschaft auffliegen ließ. Und der Herr Georg - ", er blickte mich scheu an, nachdem er sich vergewisserte, dass niemand sonst zuhören konnte, "der gehört einem merkwürdigen Ritterorden an. Sowas wie die Tempelritter vom Heiligen Grabe... Ich weiß es nicht genau, aber es kommen immer wieder so seltsame Altherren und andere, die dann dort in Kutten und mit Schwertern herumlaufen. Das wird ganz geheim gehalten. Nachts laufen die dann mit Fackeln herum und versammeln sich auf dem alten Galgenberg, der zum Grundstück der Neidhardt-Villa gehört. Richtig unheimlich! Angeblich soll dieser Ritterorden mildtätig sein, wie die heutigen Johanniter und Malteser, aber hier haben viele daran so Zweifel, ob das der Hauptgrund für diese Versammlungen ist. Frau Margarete Neidhardt steht angeblich mit jeseitigen Mächten in Verbindung. Sie soll so eine Art Hellseherin sein, sagt man. Und der Herr Georg, glaube ich, ist..."
    "Anselm, würden Sie sich bitte endlich um meinen Wagen kümmern!" erscholl die befehlsgewohnte Stimme einer jungen Dame, die unbemerkt von uns beiden im Türrahmen erschienen war und mit Sicherheit den letzten Satz noch mitangehört hatte. - Wenn nicht sogar sehr viel mehr.

 

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