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M A H R T A G E

 

Inhalt von Mahrtage:

    Niemand sollte den Tag vor dem Abend loben, ist bekannte Binsenwahrheit.

    Auch zwei lebenslustige Herrschaften müssen letztlich einsehen, dass anderes nicht so läuft, wie bei beruflichem Erfolg bislang gewohnt.
    Plötzlich greifen von außen Zwänge herein, denen sie machtlos gegenüberstehen. Geübte Tatkraft hilft nur wenig, gerät rasch zu blindem Eifer, nachdem kaum geahnter Zielbahnhof erreicht. Verwirrung steigt, weil nicht erkennbar, wohin abgehende Straßen führen?
    Unterwegs stoßen sie auf einen fremden Gefährten, erfahren überrascht von Sichten und Umständen, an welche sie nie Gedanken verschwendeten. Alle drei verbindet etwas. Aber was genau kann es sein? Trafen sie nicht zufällig blind aufeinander? Wer beachtet schon, was in alltäglichen Kleinigkeiten lauert?
    Und nun müssen sie miteinander klarkommen, gleichzeitig von räuberischem Willen gehetzt, dem kein Leben heilig. Wie vor Habsucht abseitiger Herkunft flüchten, Angriffen aus dunkler Richtung begegnen, ausweichen?

(MAHRTAGE.ZIP 319 kb)

Leseprobe:

    Stumpfer Schmerz bohrte. Von unten drückte raue Härte. Kalt, scheußlich kalt. Zittern und Bibbern brachte noch mehr Marter. In Wellen jagten Stiche von der Schulter bis in Haarspitzen und zurück.
    Lutz entsann den Sturz, wusste sofort, dass er zuvor mit Arno Lackner im Speisewagen des ICE aß. Völlig echt erschien plötzlich dessen Gesicht vor ihm. Unmöglich! Sie saßen auf keinen Fall mehr unter der falschen Palme. Sie bezahlten, standen auf und...
    Die Türen! Wie viele Türen ließ er zur Seite rollen? Zwei, drei oder mehr? Eine Tür machte er weit auf... dann verlosch alles Licht. Glühend roter Punkt erschien, wurde zum Wirbel, jagte heran und fiel über sie her. Er wollte mit einem Hechtsprung zur Seite, strauchelte und knallte wo gegen. Derber Schmerz raste, danach riss alles ab...
    War ich ohnmächtig? Wegen einem Sturz wird man selten ohnmächtig. Durch Unfallschock? Davon wird man zwar benebelt, aber völlig weg? Nein! Wenn man auf den Kopf fällt oder diesen heftig anschlägt, dann ja! Ich bin doch bloß mit der Schulter... Die irre Lichterscheinung musste schuld sein! Was wurde aus Arno? Ob er besser davon kam? Hoffentlich passierte ihm nichts!
    Erneut sah er Arnos Gesicht und... es verschwand! Langsam wich der schwere Dämmer. Er wagte eine erste Bewegung, stöhnte laut, lag sofort wieder still.
    Warum ist es hier so kalt? Verdammt, was ist passiert? Entgleiste der ICE etwa im Tunnel?
    Mühselig die Augen öffnen, brachte ebenfalls nagende Pein. Außerdem sah er nichts, rein gar nichts. Etwas verdeckte jede Sicht. Der eigene Arm! Er wollte ihn wegziehen. Vergebens! Lutz ächzte vor Schmerz. Den Kopf konnte er wenden, das tat weniger weh.
    Ein Schatten kam näher. Ein Mann? Heller Fleck obenauf. Gesicht? Lutz Hogrefe blinzelte, doch das Gesicht blieb unklar. Fahl helle Fläche tanzte. Ungenau erkannte er Kopf und dunkle Kleidung.
    Nichts wird gleich wieder von selbst gut und alles ist in Butter! Dies ist niemals der ICE!
    Er musste darin schlimm gestürzt sein. Höllischer Schmerz tobte bei fast jeder Regung. Und nun flackerte Furcht vor dem Dunkel danach. Er wollte sich umwenden. Es ging nicht! Lutz wimmerte gequält, sank kraftlos zurück. Jemand legte eine kühle Hand auf seine Stirn.
    "Ruhig, ganz ruhig. Das wird schon wieder." Männerstimme!
    Lutz fror erbärmlich, zitterte am ganzen Leib. "Ich... ich kann... nur Schatten sehen. Ich... ich... bin fast blind!"
    "Das hier kann vielleicht ein bisschen helfen."
    Etwas wurde ihm unter den Kopf geschoben. Es roch modrig! Mühsam und vor Schmerz stöhnend rollte er vollends auf den Rücken.
    Er lag in einem dämmrigen großen Raum, kalt wie ein Eiskeller. Besorgte Augen blickten herab. Deckhaar fiel nach vorn. Im Zwielicht wirkte es sehr dunkel, musste jedoch heller sein.
    "Es ist nur eine rottige alte Jacke, die ich hier gefunden habe", erklärte die Stimme. "Besser als gar nichts. Der Boden ist noch viel dreckiger."
    Arno! Ohne Zweifel verschlug es ihn auch hier her. Zum Glück wohl unverletzt. Selbst schuld, wenn du einen wilden Hechtsprung machst! Was beim Teufel lief zuvor ab? Lutz stöhnte erneut.

 

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