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WOLFSPACK

 

Inhalt von Wolfspack:

   Was treiben Werwölfe, wenn sie unter sich sind? Was machte sie zu dem, was sie sind? Kann die Kripo die Fälle lösen?

    Was treibt Wehrwölfe wirklich um, schweifen sie nächtens durch Ruhrpottstraßen und bleich mondbeleuchtete Parkanlagen? Und was finden sie an dicken Weibern geil?
    Welche Vorstellungen haben Frauen tatsächlich von der Ehe? Die wahre Liebe oder den doofen Blödian, dessen Lohntüteninhalt sie unbekümmert verjubeln? Was fürchten diese Finsterwesen wirklich? Silberkugeln und Kruzifixe? Oder eher Gilbersukeln und Fuzikrixe?
    Was wünschen Wehrwölfe, balgen sie in dunklen Verstecken? Und was ist, wenn das alles gar nicht simmt?
    Bang stehen der Kripo-Inspektor und sein Adlatus vor flauen Fragen und laschen Leichen. Alle Nachforschungen laufen ins Leere. Kein Wunder, denn das Sozialamt mischt mittels staubigem Aktenwälzer fettig mit, nebst gewohntem Journalistenschurken.

(WOLFPACK.ZIP 181 kb)

Leseprobe:

    Tortina Sanella sperrte fast die Ausfahrt, 23 Lenze, schwarze dicke Haare und wahrer Wonneproppen. Geigenkasten unter dem Arm, verließ sie kurz nach Mitternacht das öffentlich bezahlte Theater. Der Kasten war genauso verkratzt, wie sie spielte.
    Mumienhafter Pförtner lächelte ihr zuvor lüstern zu. Glatzköpfiger alter Knilch mit verschlagenen Augen und Sittenstrolch alter Schule. "Na, wieder mal total geschafft und doch nichts abgekriegt, Frollein?"
    "Wie sie sehen, allerwertester Herr Fummler."
    "Das wenige Publikum hat heute richtig getobt."
    "Ja, es war phantastisch. So schlechte Stimmung habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich liebe es, wenn die mitgehen und in Rage geraten."
    "Das wünschen wir uns alle im staatlichen Schaugeschäft. Zuschauer oder Zuhörer, die dumpf herumsitzen und sich willenlos berieseln lassen, sind jedem Klassikliebhaber im öffentlichen Dienst ein Genuss. Wenn sie dann echt leiden, ist es für Konservatoriumsabsolventen das Höchste der Gefühle."
    Tortina Sanella wünschte Hugo Fummler eine schreckliche Nacht. Selbstverständlich sagte sie es nicht, obwohl sie froh wäre, wenn ihn der Schlag träfe. Angenehme Verwesung! Er gab ihre frommen Wünsche aus vollem Herzen zurück.
    Die überfüllige junge Frau ging durch den Bühnenhinterausgang und sog genießerisch Luft in geweitete Nüstern. - Frühling! - Mutter Natur erwachte bereits vor etlichen Wochen und Menschen entwickelten absonderlichste Triebe. Nicht grün knospend, sondern anders schwellend. Bei vielen Männern bestimmt, dachte Tortina.
    Gott, Männer!
    Tortina entstammte vorgeblich musikalischer Familie. Ihr Vater tönte einst in fünfter Reihe des Chores berüchtigter Mailänder Scala, bevor man ihn sogar dort feuerte. Und ihre Mutter war nicht nur in Italien gefürchtete Pianistin.
    Von Kindheit und Jugend hatte Tortina wenig. Keine Freunde oder Freundinnen für Doktorspiele, wie jedes glückliche Kind. Die Eltern flohen ständig vor Hörgeschädigten. Dauernd wechselten sie Stadt, Land, Dorf oder tunlichst den Erdteil. Behelfe reichlich Schokolade oder Tiramisu wollten sie ausgleichen und züchteten zweibeinige Elefantenart. Oder kam es vom Überfüttern mit Pasta? Tomatensoße kleckste reichlich.
    Erst nachdem Tortina alt genug für eigene Wege, endete dies, hinterließ jedoch ersichtliche Folgen an Leib und Seele. Trotz Minderbegabung, gehörte ihre Leidenschaft gleichfalls der Musik. Vielleicht gerade deswegen? Es schien eher unbändiger Hass. Jedenfalls spielte sie sieben verschiedene Instrumente, Geige am schlechtesten.
    Neunzehnjährig büxte sie aus, trieb sich in Hamburg, München, Wien, Köln und natürlich in Berlin herum. In letzterer Gegend bleiben erschreckend viele und meinen, sie werden nun zunehmend von Weltläufigkeit durchnässt. Von wegen!
    Tortina landete irgendwann im Ruhrpott und spielte seither im Orchester einer zu Recht missachteten Musical-, Operetten- und Opernbühne. Üblicherweise schnorrte diese Einrichtung öffentliche Mittel. Niemand möchte für sonst maßloses Eintrittsgeld langweilig gefoltert werden. Wer Sado-Maso schätzt, geht gleich zur Domina oder zum Meister. Erheblich unterhaltsamer, statt dröhnender Opern.
    Nein, hoffnungslos verstaubte 'Kunscht' aus Grüften flatternder Notenblätter verblichener Jahrhunderte benötigt Steuergelder. Besser, man knausert lautstark an der Fürsorge, was wesentlich öffentlichkeitswirksamer. Außerdem ruft es weit weniger Schwafler und Oberlehrer auf den Plan, die lauthals das Ende der Kultur beklagen. Dahingestellt bleibt, was dies genau sein soll?
    Keineswegs ungewöhnlich, wenn ausladender junger Frau ein flüchtiger oder fester Liebhaber fehlt. Tortina tat dafür zwar alles, doch sobald sie gestand, sie sei klassische Violinistin, suchten selbst hartgesottene Burschen das Weite. Violinistinnen fand man uncool. Schlammringkämpfe, ja! Aber das?
    Endloses Herumziehen missratener Eltern verbaute viel Freude und Erfahrung. Dennoch meinte Tortina, sie habe in der Jugend nichts sonderlich versäumt. Ein Cousin zeigte ihr einige Kniffe, die er wiederum von einem Onkel lernte. Nie fragte sie, wie er zu solch erstaunlichen Erfahrungen kam?
    Zwei Männer? Unvorstellbar! Wie und wo passt das?
    Selbst bei ihrer ausgeprägten Weite misslungen, bis sie andere Möglichkeiten entdeckten und weidlich nutzten. Ihr Cousin versicherte, das sei mit und von Onkel ebenso machbar.
    Plötzlich hörte sie hinten ein Geräusch, wandte neugierig herum.
    Franz Flitscher wollte gerade eilig den Hinterhof fliehen. Toll gebaut fescher Kerl mit welligen dunklen Haaren, breiten Schultern und einer Nase, die andernorts märchenhaften Besitzstand versprach.
    "Franz!" rief sie laut. "Franz, warte doch mal!" Gern wäre sie mehr, als nur dessen Kollegin.
    Franz wusste es längst und mauerte vorsorglich. Keinesfalls, weil er sie nicht leiden konnte. Er fürchtete bloß, ihre Beziehung käme in gewisses Fahrwasser, worin er trotz muskulöser Wohlgestalt hilflos ertrinke. Viel zu viel Masse könnte und würde plattdrücken. Etwas lustlos schlenderte er näher.

 

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