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Abermal, Kapitel 17, Seite 08

flackert


Doch schließlich schaffte er es, lag bäuchlings keuchend auf dem Wallkamm, sah ungehindert in eng anmutenden Trichter. Tiefer als die Grabensohlen der Wälle! Gewaltig beherrschte bleich grüner Felsblock gekehlte Mitte. Blass und trotzdem grell umhüllt von ausgedehnten Lohen. Sie entsprangen dem schimmernden Stein oder zehrten davon, züngelten zum schwarzen Himmel. In sich flackerte und flimmerte alles, stand aber sonst ruhig. Keine spürbare Hitze. Und doch verbrenne darin alles sofort. Augenblicklich versengt. - Aus purem Stein genährtes Kaltlicht! Blaufeuer, Blaukraft!

Gebannt bestaunte er wortloses Schauspiel ohne Handlung, Darbietung ohne Bewegung oder Klang. Je länger er hineinstarrte, desto stärkerer Sog ins kalte Feuer, ins Glühen und Glosen. Besser schrillen Schmerz ertragen, als endlose Qual in dieser Schattenwelt! riet verlockende Stimme kaum hörbar. Was kannst du verlieren? - Also, tu es! Es muss sein! Wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen!

Arf wollte ohnehin nicht bleiben, hob seinen Körper knapp, wollte einfach in den Trichter kollern und hineinspringen...

Fürchterliche Gewalt packte von hinten, schleuderte schwer auf modrige Wallerde. Darauf lebende Pflanzen dieser Welt zerrieben zu Matsch, begrüßten ihn höhnisch im eigenen Tod. Heiß schlug Atem ins Genick. Alle Luft floh pfeifend aus der Lunge. Erbarmungsloser Druck unterband jeden Atemzug, jede Regung, presste sein Gesicht in faulige Schichten abgestorbener Pflanzenteile. Eisenhart klammerte etwas den Hals, drückte fester, schnürte die Kehle. Knurren dröhnte ins Ohr. - Frecke!

Wer ist das? Was ist das? Wie ist das? - Ein riesiger Hund!

Was ist ein riesiger Hund?

Erzwungene Atemnot, kurz vor raschem Brand in Feuersenke. Langer Dorn stach Auge aus. Gallert tropfte zäh zu Boden. Aufgesogen im faulenden Rottzeug. Erster Schmerz raste, tobte und flackerte innen, versengte als eingepflanztes Feuer Eingeweide, Lunge, Herz, Denken. Unerträgliches Brennen. Vergeblich rang er... umsonst... gleichsam festgenagelt... letztes Aufbäumen hart unterdrückt. Arme und Beine gehorchten nicht.

Ich werde erwürgt... Verblasstes Bewusstsein. Letzter Wissensrest zersprang. Schmieriger Überzug des Walls füllte Mund und Nasenlöcher. Pfropfender Tod. Ersticken.

Wohin willst du schauen, wenn die Sonne verfinstert?
Wohin willst du fliehen, wenn der Mond versteckt?
Wohin willst du gehen, wenn Wege fehlen?

Worauf willst du warten, wenn die Erde sich weigert?
Worauf willst du stehen, wenn der Untergrund sinkt?
Worauf willst du ruhen, wenn der Sitzplatz zerfällt?

Womit willst du schöpfen, ohne Gefäß?
Womit willst du reden, wenn die Stimme versagt?
Womit willst du fahren, ohne Wagen?

Wen willst du fragen, wenn du allein bist?
Wen willst du erwarten, wenn keiner dich kennt?
Wen willst du lieben, in toter Welt?

Wie willst du fliegen, ohne Flügel?
Wie willst du füllen, aus leeren Behältern?
Wie willst du tragen, ohne Kraft?

Was willst du trinken, wenn Wasser versiegt?
Was willst du essen, wenn Pflanzen verfaulen?
Was willst du tun, wenn die Zeit längst vorbei?

Worin willst du schlafen, wenn das Bett dich erdrosselt?
Warum willst du bleiben, wenn dich nichts hält?
Wo wirst du sein, wenn kein Ort mehr ist?



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Mannie Manie © 1999
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