Sie sprachen kein Wort mehr. Zunehmende Atemfolge stimmte aufeinander ein. Während Gundrams Hände gekonnt forderten, bäumte Erfried vielfach hoch, atmete heftiger, sank wieder auf dessen Schoß. Er spürte fremdes Glied seine Schenkel entlang gleiten, zuletzt pulsend im Schritt. Unter fast geschlossenen Lidern sah er im Halbdunkel Gundrams heller abgezeichnete Augen, knapp geöffneten Mund. Unverwandter Blick. An schweißglatter Haut und folgendem Dehnen deutlich, wie suchender Stab gewünschten Weg fand. Gundram drang beständig tiefer, reizte Erfrieds pralle Kuppe. Erfried merkte lediglich stetigen Druck, bald unerträglich kletternde Spannung, stemmte gegen rascheren Schub.
Ausgefüllt! - Verbunden, soweit es nur ging und niemals besser. Gemeinsam versanken sie im Augenblick, tauchten weg. Geschwollen pochende Länge in warmer Höhle. Keine Zeit an Uhrzifferblättern. Nur hier, jetzt und sofort trieb es an, verscheuchte Gedanken, schlüpfte in fliegenden Atem, wirbelte in andere Ebenen. Endlos?
Erfried fühlte es irgendwann steigen, Bahn brechen, Hindernisse sprengen. Zuckend wand er dem anderen entgegen, hörte hastende Luft, fühlte fast schmerzhaft raffende Hand. Beine klammerten, pressten. Brettharte Bauchdecke walkte. Keuchender Ausbruch. Siedender Schaum schnellte wild heraus. Gundram gab mehrfach, was er gerade entlockte. Hechelnde Stromstöße. Rasende Wucht samt halbem Schrei.
Entleert sanken sie zusammen. Lungen pumpten, Herzen klopften, Blut rauschte in Ohren, kitzelnder Schweiß rann Haut herab. Tropfen glitten auf einst sorgsam gebreitete Tücher. Hemmungslos zerwühlte Abenteuerlandschaft. Verkeilt und verklammert horchten sie ungesprochenen Worten nach, schmeckten salzigen Schweiß. Wohlig erschöpft. - Nach langen Minuten zerrte Gundram eine Decke über sie, zog Erfried sofort wieder heran, der Platz geben wollte. Gundram mochte nicht lösen, suchte bequemere Lage in Kissen.
"Mann, hatte ich auf dem Dachboden im Bluthaus eine verdammte Scheißangst, dass du weg sein könntest", raunte Gundram Weile später.
"Ich auch, das kannst du mir glauben", murmelte Erfried, streichelte dessen mählich kühlende Haut.
"Wie gut, dass wir jetzt hier sind, was?" lachte Gundram leise.
"Ich will, dass es immer so bleibt und wir niemals getrennt werden."
"Irgendwann ändert sich alles einmal. Das ist so. Ich darf gar nicht daran denken."
"Was soll sich denn noch zwischen uns ändern?"
"Eines Tages werden wir feststellen, dass wir ein Mädchen oder eine Frau gern haben und werden genauso mit ihr im Bett liegen." Gundram lachte leise, umschlang ihn volle Körperlänge.
"Das will ich gar nicht mehr!"
"Sag' das nicht. Es wird so kommen. Jedenfalls ist das fast immer so. Frag' Ingomar, meinen Vater oder einen der anderen Wächter."
"Haben die das auch so erlebt wie wir?"
"Na klar! Mehr oder weniger genauso! Und deine Schulfreunde und fast alle anderen in deinem oder meinem Alter auch. Das war immer so. Die wollen das bloß nicht wahrhaben und lügen sich kräftig einen in die Tasche. Oder sie machen es wirklich nicht. Das gibt's auch! Die sind entweder verkorkst, widerlich oder einfach doof. Später glauben sie dann allen Ernstes, solcher Mist sei anständig. Ist doch irgendwie krank, wenn man seine Freunde nicht liebt. Wer seine Freunde nicht liebt, hat keine! Kann auch sein, deren Eltern oder andere überwachen die so dermaßen, dass sie überhaupt keine Möglichkeit haben. Dann kann man sie nur bedauern. Arme Schweine! Aber irgendwann passiert es uns halt, dass wir es auch mit einer Frau machen möchten und auch werden. Ehe wir's uns versehen, sind wir Männer und werden auch richtige Männer sein. Und verdammt gute Liebhaber unserer Frauen, weil wir längst wissen, worauf es dabei ankommt. Auf jeden Fall sind wir all diesen ach so männlich tuenden, großmäuligen Supermännernieten um Längen voraus, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben."
"Hähä! Blasen!" platzte Erfried fröhlich heraus. Gundram fiel glucksend ein. Beide lachten schließlich laut über unfreiwillige Anspielung auf 'Blasen'.
"Hast du es denn schon mal mit einem Mädchen oder mit einer richtigen Frau gemacht?" fragte Erfried neugierig gespannt.
"Ja, schon. Mit einem Mädchen. Du liebe Zeit! Erinner' mich bloß nicht daran", stöhnte Gundram und lachte kurz auf. "Das war vielleicht ein Reinfall! Das war vor über einem Jahr. Ich glaube, da war ich sogar jünger als du jetzt. Du bist ja fast schon dreizehn und wirkst wie über vierzehn. Jedenfalls hatte weder dieses Mädchen, noch ich von irgendwas richtig Ahnung. Das ging voll Stoff in die Hose. Sie war enttäuscht, ich war enttäuscht. Und am Ende saßen wir zu zweit nackend in irgendeinem staubigen Schuppen und ödeten uns gegenseitig an. Das kommt davon, wenn man keinen Dunst hat. Davor habe ich halt so diese bekannten Doktorspiele auch mit Mädchen gemacht. Kennst du ja sicher selbst zur Genüge, stimmt's?"