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Abermal, Kapitel 27, Seite 09

flackert


"Haltet euch aneinander fest, setzt eure Füß' ganz vorsichtig, damit ihr nicht stolpert. Und fasst ja nichts an", mahnte Oskar Dimpfl eindringlich. "Dies verfluchte Gemäuer ist eine ganz grausliche Falle!"

Vom überkragenden Flachdach gehindert, fiel kein Mondstrahl in fast rundum verglasten großen Innenraum. Eine Art Wintergarten für ständig. Zum Haus passende eckige Einrichtungsgegenstände undeutlich darin. Fußboden aus geschliffenem Kunststein und reichlich glatt. Auch durften sie nicht an Rändern dicker Teppiche stolpern. Dunkle Umrisse am Boden. Ansonsten füllte kennzeichnend supermodern gestaltete Sitzgruppe. Aufstrebende Gestänge mussten Stehlampen sein.

Selbstverständlich machte niemand Licht. Nicht einmal ganz kurz, mittels kleiner Stabtaschenlampen, von jedem vorsorglich mitgenommenen. - Im ganzen Umkreis sichtbar! - Dunkler Standort. Keinerlei Farben. Hart anmutende Umrisse einzelner Gegenstände verschieden schattiert vor helleren Glasfronten.

Herwig Perchten und Oskar Dimpfl suchten alles ab, überprüften sorgfältig Türen, fanden rasch Zugang zum Hausinnern. Abermals knisterndes Blitzen. Oskar Dimpfl erhielt anscheinend schmerzhaften Schlag, fluchte leise auf bayrisch. Vorsichtshalber bildeten sie eine Kette, fassten einander an Händen. Als erste Herwig Perchten und Oskar Dimpfl, danach Ingomar, gefolgt von Erfried und Gundram. Zuletzt Werner Lübbers raschelnder Kutte.

Erstaunlich breit und lang gedehnter Innenflur. Am Ende durchgehend von Glas begrenzt. Erheblich heller als der große Raum davor. Mondlicht fiel schräg herein, beleuchtete zwei riesige Standvasen samt ästeligem Gestrüpp. Ihre an Dunkelheit längst gewohnten Augen erkannten Einzelheiten sehr gut, selbst Lichtschalter. Doch diese betätigte wohlweislich keiner. Auch hier geschliffener Kunststeinfußboden. Dicke Läufer bedeckten gut zehn Meter Länge. Insgesamt sechs Türen beidseitig, nebst eigentümlich rundbogigem Durchlass. Darin wendelten Stufen an gläsernem Lichteinfall nach oben. Es gab also noch ein kleines Obergeschoss. Würfeliger Aufbau auf dem Flachdach legte es ohnehin nahe. Dort gelangte man sicherlich auf ebenes Dach.

Wieder überprüfte Oskar Dimpfl sämtliche Türen. Vorgestreckte Hände fühlten nach verborgenen oder anderen Sperren. Bloße Berührung löste Riegel, blockierte Fallen, beseitigte Schranken. Bei einer Tür beim breiten Durchlass fündig, zuckte er zurück, berührte sie nicht. "Werner, kommst mal her?"

Die Kutte raschelte hinüber, raunte einige Worte. Oskar Dimpfl schüttelte den Kopf. Werner Lübbers holte etwas aus schwarzen Stoffbahntiefen, wies damit vorsichtig zur Tür. - Erst geschah überhaupt nichts. Plötzlich schwoll unerwartet Rauschen, schwang zu Ohren verstopfendem Schall, stieg schrill höher. Dröhnender Glockenklang in Köpfen. Schlagartig vorbei. Danach rollte die Tür selbsttätig zur Seite. Finsterer Schlund.

Herwig Perchten spähte ins Schwarze. Unglaublicher Eulenblick. "Da geht es ins Kellergeschoss runter. Ist dort was, Ingomar?"

"Nein, nichts. Aber es muss nachher noch tiefer runtergehen."

"Das Tor, oder was es ist, liegt noch ein gutes Stück unter uns im Hügel", bescheinigte Werner Lübbers.

"Gut, dann gehen wir runter", entschied Herwig Perchten. "Seid aber vorsichtig, Leute. Wir können kein Licht machen, weil da kleine Fenster nach draußen sind."

Langsam tasteten sie hintereinander glatte Kunststeinstufen hinab. Weniges Mondlicht durch niedrige Tiefgeschossfenster reichte lange nicht mehr. Drei Kehren abwärts: Fünf Stahltüren! Werner Lübbers ging zielsicher zur linksseitigen, wies weitgreifender Armbewegung darauf. Ohne sonderliche Schwierigkeiten öffnete Oskar Dimpfl.

Dumpfe Schwärze füllte angrenzenden Kellerraum. Keine Fenster. Herwig Perchten sicherte einwärts. "Kommt", forderte er halblaut. "Wenn wir die Tür zumachen, dann können wir wenigstens unsere Handlampen gebrauchen."

Unguten Gefühls folgten sie in undurchdringliche Finsternis. Vollständig und fangend, nachdem Werner Lübbers die schwere Stahltür zuzog, letztes winziges Mondleuchten aussperrte. Dessen Taschenlampe flammte, warf scharfen Lichtkegel. Geblendet sahen alle anderen zuerst wenig. Nacheinander aufblitzende Stableuchten offenbarten verwirrende Rohrleitungen.

Der Heizungskeller! Riesiger Brandkessel. Heizöl roch durchdringend. Entgegen erster Vermutung, gab es niedrige Fenster. Von außen schirmten metallene Läden lichtdicht. Keine Türen. Oskar Dimpfl ortete recht schnell etwas hinter stählernem Regal voller Werkzeug und verschiedenen Behältern. Ingomar und Werner Lübbers rückten das unhandlich schwere Teil ab. - Natursteine umrahmten seltsame kleine Tür!

Sie schien sehr alt, ganz aus Eisen gefertigt. Fremde Ansicht im betonierten Umfeld. Werner Lübbers holte erneut den geheimnisvollen Gegenstand hervor. Und wieder entstand in Gehörgängen und Köpfen tobendes Brausen und Dröhnen. Erfried hielt unwillkürlich seine Ohren zu. Nutzlos! Keine gewöhnlichen Laute schwangen. Dieses Schrillen und Toben besaß andere Eigenschaft. - Nichts geschah, nachdem Ruhe herrschte, gegensätzlich zu oben.



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Mannie Manie © 1999
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