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Abermal, Kapitel 31, Seite 09

flackert


...am Kaffeetisch der kleinen Wohnung saßen alle zusammen. Bescheidenes stand auf dem Tisch, genügte aber ihren Ansprüchen. Papa neben Mama auf dem Sofa. Erfried spielte zu Füßen seiner Eltern mit buntem Auto aus gestanztem Blech. Papa schenkte es ihm zum vierten Geburtstag. Der Schwungradantrieb machte lustige Geräusche und jagte das Ding zuerst rasch voran, blieb dann leider nach gewisser Strecke stets unweigerlich stehen und verstummte. Papa lachte mit Mama über sein jedes mal enttäuschtes Gesicht, hob den kleinen Mann auf seinen Schoß. Schmerz und Anstrengung zeichneten dessen Züge. Erfried verstand nicht genau, warum. Aber Mama sagte schon vor langer Zeit einmal ernsthaft, Papa habe sehr großes 'Aua', weshalb er leider nicht so mit ihm herumtollen könne, wie er es sonst gern täte. Papa nahm ihn trotzdem immer wieder hoch...


...mit Mama und Papa spazierte er durchs Grüne. Beide hielten ihn an kleinen Kinderhänden. Mama machte auf Blumen und Käfer im Gras aufmerksam. Papa ahmte gekonnt Vogelstimmen nach. Kindersommer ohne Sorgen. Einzig Bommeln an weißen Kniestrümpfen störten. Die Gummizüge leierten immer so schnell aus, weshalb Mama weiße Kinderkniestrümpfe kaufte, woran statt ewig laschem Gummiband, kleine Kordeln als Halterung. Wattige Bommeln an Enden. Lang baumelten sie an Erfrieds Waden herunter, schlugen bei jedem Schritt dagegen. Natürlich tat das nicht weh. Er fand es einfach nur lästig und trotz seiner erst dreieinhalb Jahre kindisch niedlich. Er wollte doch ein Mann wie Papa werden und eine Frau wie Mama heiraten...


...Weihnachtsmann trat in geschmücktes Wohnzimmer. Mantel in hellem Braun mit schwarzen Säumen. Nicht jenes Rot, nebst unecht weißem und falschem Pelzbesatz viel missbrauchter Kitschfigur. Auch dessen voller Bart ganz anders. Länger, nicht schneeweiß, viel echter und wirklicher, grau meliert. Statt alberner Zipfelmütze, Mantelkapuze über den Kopf gezogen. Kein fetter alter Kerl mit bäurisch roten Backen. Riesig ragender Weihnachtsmann. Erst drei Jahre alt, sah Erfried erstaunt und furchtsam an dem Fremden hoch. Freundliches, zugleich tiefernstes Gesicht. Den Gabensack stellte der Hüne beim Weihnachtsbaum ab. Keine Rute dabei, nur grüne Zweige von Tannen und ein Geschenk... Schaukelpferd...




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