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Abermal, Kapitel 24, Seite 05

flackert


"Ich hab' den Platz vor zwei Jahren entdeckt, als ich mal in der Gegend hier rumstromerte."

"Was machst du denn hier?"

Erfried erzählte von den alten Bekannten seiner Mutter im Weiler auf der Hochfläche. "Mir ist hier auch noch nie jemand begegnet. Ich dachte immer, dass ich als einziger das hier gefunden habe."

"Das glaubte ich auch. Und ich kenne diese Lichtung schon seit meiner Kindheit. Nie war hier jemand, außer Rehe und Igel und hin und wieder ein paar Wildschweine. Die aber ganz, ganz selten."

"So lange gibt's das hier schon? Wieso ist die Lichtung in den ganzen Jahren nicht zugewachsen, wenn du schon als Kind hier herkamst? Muss doch jetzt schon bald vierzig Jahre her sein", verwunderte Erfried.

"Das kommt durch die Rehe und anderes Wild. Die fressen die Triebe ab, besonders im Winter. Auf diese Weise wachsen die Büsche und Bäume nicht in die Lichtung rein und der Boden bleibt auch frei. Hier kann dann nichts neu einwurzeln, verstehst du?"

"Ist denn heute mit Ringen nichts, Gerd?"

"Doch, schon. Aber ich habe mir am Mittwoch beim Training den rechten Fuß so verdreht, dass ich nicht mehr richtig laufen konnte. Das tat vielleicht weh! Seitdem bin ich krankgeschrieben und ringe natürlich nicht mit. Und ein fußkranker Trainer ist ja auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Und wie gesagt, ich bin seitdem krankgeschrieben."

"Und dann liegst du ausgerechnet hier in der Sonne?" Erfried lachte.

"Na, inzwischen geht es ja auch wieder. Es tut nur noch weh, wenn ich auf dem Fuß springe. Montag werde ich dann mal wieder zum Arzt gehen. Wahrscheinlich werd' ich mich dann noch bis zum Mittwoch schonen müssen."

"Und wenn ein Krankenkontrolleur bei dir Zuhause vorbeiguckt?"

"Ich bin nicht bettlägerig krank. Da darf man schon aus dem Haus gehen, muss nicht unbedingt in der Bude rumhocken. Und weil es mir sowieso zu öde ist, dauernd zuhause sitzen, bin ich einfach mal rausgefahren. Ich war schon seit Jahren nicht mehr hier. Ist doch ein toller Platz, um mal abzuschalten und sich in aller Ruhe ganz ohne Plünnen sonnen."

"Das wollte ich auch machen, mich hier ein bisschen in die Sonne fläzen."

"Na, ist doch prima! Da kannst du dich auch mit auf die Decke legen. Später fahren wir dann zusammen zurück. Meine Kutsche steht bei der Mühle unten." Kurz sah Gerd Wesseling den unerwarteten Ankömmling forschend an, fasste offenbar einen Entschluss. Er zog sowieso nur notdürftig angezogene Unterhose wieder aus, streckte ohne lange Umschweife seine Glieder auf ausgebreitete Decke in Lichtungsmitte.

Erfried wusste nicht, wie er es halten soll. Schon lange klar, Gerd Wesselings ausgesprochen ungezwungenes Verhältnis zur Körperlichkeit. Er zeigte schließlich Jungen seines Alters Bilderhefte, welche Eltern und andere 'normale' als Sauerei einstuften. Nichts drin abgebildet, außer ansehnlich nackte Menschen, vorzugsweise freilich Frauen. Unvermittelt vor Augen, verunsicherte Gerds Nacktheit dennoch. FKK gehörte in dieser Gegend nicht zur allgemeinen Gepflogenheit. Es gab nicht mal entsprechenden Verein. Viel zu gewagt für eine Kleinstadt. Doch dann tat er es Gerd gleich, streifte sämtliche Stoffe ab, schichtet alles ordentlich am augenscheinlichen Kopfende.

Er wollte gerade auf die Decke, blieb jedoch seitlich stehen, schaute Gerd Wesseling in plötzlicher Neugier an. Verschlang gebotenes Bild geradezu. Außer in Bilderheften, nie vorher gesehen. Gerd war für ihn nicht irgendein nackter Mann, sondern vertrauter Mensch. Obendrein sehr ansehnlich sportlich, ohne leisesten Ansatz verunstaltenden Bierbauchs. Im häufig ekligen Gegensatz zu anderen gleichen Jahrgangs. Man vermutete kaum, Gerd Wesseling sei längst Mitte vierzig, sechsundvierzig. Unübersehbar rank und muskulös. Ein bisschen stark behaart für Erfrieds jungenhafte Vorstellungen.

Aber das haben erwachsene Männer wohl allgemein, befand der Junge. Schließlich erlebte Erfried seit einem Jahr leibhaftig, wie an unvermuteten Stellen zunehmend flaumige Behaarung spross. Unter Achseln deutlich vorhanden, an Armen und Beinen noch zart, im Schritt bereits weiches Gewölle bis zum Bauch.

Am meisten erstaunten unvermutete Ausmaße zwischen Gerd Wesselings Schenkeln. Wirklich reine Pracht, eingebettet in dunkle, dicht wollige Haare. Nicht unbedingt übergroß, aber ausgesprochen Neid erregend. Gerd wies echt tollen Körperbau auf, welcher reifende Jungen wie Erfried schon allein anspornte, genau dies auch erreichen, genauso aussehen zu wollen. Obendrein nun das, wohlgeformter Größe. - Da stimmte alles! Wahnsinn! - Dagegen fand er sich fast klein und hässlich.



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Mannie Manie © 1999
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