Unterdes verfolgte der BMW den fliehenden Mercedes.
Da stimmt etwas nicht! argwöhnte Oskar Dimpfl sofort, nachdem Scheinwerfer des Opel Admiral geparkten Benz voll anstrahlten. Ruckende Kopfbewegung hinter dem Steuerrad weckte höchstes Misstrauen. Als dann auch Licht kurz flammte, der Benz offensichtlich startete, unbeleuchtet davonraste...
"Festhalten!" warnte er seinen Fahrgesellen, rammte einen Gang rein, trat wild aufs Gaspedal. Starker Motor dröhnte, gab gewaltigen Schub. In scharfem Ruck schossen sie voran.
Seine Warnung kam etwas spät. Wie schwarzes Bündel schleuderte die Kutte in den Beifahrersitz. Kopf schlug auf Widerstand. Ohne gepolsterte Stütze womöglich Genick verrenkt oder schlimmer. Grell quietschten Reifen über unebenes Platzpflaster. Gefährlich schlitterte das Wagenheck, als sie hoher Geschwindigkeit Biegung nahmen und nachsetzten.
Die Kutte fing gerade noch den Schwung ab. Fast machten flatternde Kapuze und Inhalt sehr schmerzhafte Bekanntschaft mit Wertarbeit deutscher Glashütten. Glücklicherweise offene Seitenscheibe. Fahrtwind riss Kapuze herunter und der Träger der schwarzen Kutte fluchte lästerlich. Aber das hörte freundlich bedachter Fahrer nicht. Lautes Bollern und Rumpeln holperigen Pflasters im Wageninnern.
Voraus ruckte dunkle Hauswand in Scheinwerferkegel. Der Mercedes längst außer Sicht. Scharf bremste Oskar Dimpfl. Kurzer Blick nach allen Seiten zeigte nur rechterhand befahrbare Gasse ins Dunkel. Steuerrad herumgerissen! Kupplung schnellte hoch. Vollgas in vorgegebene Wegstrecke.
Ebenfalls entsetzlich unebenes Pflaster. Wütender Lärm bei hoher Fahrt, als wolle Untergrund ob solch ungehörigen Gebrauchs Rache nehmen. Nach kurzer Strecke erneut hartes Abbremsen. Geradeaus glotzten Hoftortüren aus langen Mauern. Geschlossen und zu schmal für breite Mercedes-Limousinen. Allenfalls Goggo passten da rein. Selbst VW-Käfer hätten arge Schwierigkeiten. Nur nach rechts ging es abschüssig weiter. Sogleich aufheulender Maschine getan.
"Da vorne muss er sein, der Kerl!" Die Kutte wies schwarz hängenden Ärmel in abfallende Gasse.
Voraus schlängelten Scheinwerferstrahlen zwischen beidseitig abgestellten Autos, gefolgt von roten Rücklichtern. Rücksichtslose Parker stellten Blechkisten hinderlich ab. Unverhoffte Schwierigkeit für eilig Fliehenden. Leidlich rascher Fahrt kam daran niemand einfach vorbei.
"Meinst, der hat's Licht angemacht?"
"Da bleibt dem wohl nichts anderes übrig, will er nicht an einer Mauer oder einem abgestellten Auto landen", knurrte die Kutte.
"Stimmt!" meinte Oskar Dimpfl, legte anderen Gang vor und gab etwas Gas.
Erstaunlich geschickt schlängelte er anschließend zwischen ordnungsarm geparkten Blechlauben durch, holte sogar auf. Der Flüchtende schien doch kein so guter Fahrer, wie erst angenommen. Reifen jaulten auf geringer polterigem Pflaster, Radaufhängung bummerte und schlug. Glücklicherweise sind teure Wagen meist bestens gefedert, weshalb es beide Insassen nicht gar so arg beutelte. Vorn mündete die schmale Straße offenbar in größere. Wesentlich heller erleuchtet als alle rückwärtigen. Der Fluchtwagen hielt. Offenbar wollte sein Fahrer erst möglichen Verkehr einsehen.
"Dass der plötzlich so vorsichtig geworden ist", brummte Oskar Dimpfl verwundert und gab noch etwas mehr Gas.
"Vielleicht ist es dort wirklich sehr unübersichtlich. So genau kenne ich mich hier auch nicht aus. Der bestimmt", knurrte die Kutte abermals böse. "Vielleicht haben wir ja Glück und kriegen den gleich am Kragen." Herbeigezaubert blinkender Zungendolch.
"Meinst, wir können dem gleich das Licht ausblasen?"
"Zumindest müssen wir es versuchen! Wäre ja gelacht, wenn man dem damit nicht erfolgreich zu Leibe rücken könnte." Grimmig hob die Kutte den Dolch höher.