Seite vorher
Seite weiter
Kapitel vorher
Kapitel weiter
Kapitelliste

 

Abermal, Kapitel 30, Seite 09

flackert


"Klar! Und wenn's dann rauskam, gab's jedes mal ein riesiges Theater" lachte Erfried. "Und dann hast du es nicht mehr probiert?"

"Das ist ziemlich schwierig. Du weißt doch selber, dass die Mädchen in unserem Alter fast nur nach älteren Jungen oder gleich nach erwachsenen Männern gucken."

"Ja, das kenne ich auch", nickte Erfried. Aha, einem so viel mehr erfahrenen Jungen erging es nicht anders! "Aber du bist doch alles andere als ein hässlicher Bursche, hast sehr viel drauf und ordentlich was an dir dran. Eigentlich, ein richtig toller Hecht. Sind die da nicht mittlerweile hinter dir her?" Anerkennend griff er Gundrams beachtliches Gehänge, behielt es in der Hand.

"Also, eins hab' ich inzwischen gelernt: Lass' die Weiber links liegen, dann hast du sie am Halse! Aber zur Zeit mag ich lieber einen Freund, weil ich Mädchen in unserem Alter entsetzlich langweilig finde. Und jüngere Mädchen sind meistens nur ganz doof und sonst nichts. Ich mach' doch nicht mit Kindern rum! Auf kleine Jungs kann ich noch weniger. Würdest du nicht viel älter wirken, dann fände ich dich vielleicht ganz nett. Aber sonst? Einen noch nicht mal ganz Dreizehnjährigen? Nee! Und im Augenblick bist du mir tausendmal lieber als jedes Mädchen oder jeder mögliche andere Freund." Gundram drückte ihn fest.

Richtig glücklich über Gundrams Bekenntnis, erwiderte Erfried geschmeichelt dessen Zuneigung. "Und du hast das alles mit anderen Freunden gelernt?"

"Ja! Teilweise waren die etwas älter als ich, teilweise sogar ein bisschen jünger, hatten aber mehr Erfahrung oder wir probierten miteinander alles mögliche und unmögliche aus. Das ist halt unterschiedlich. Aber es wird nichts daran ändern, dass wir eines Tages jeder ein Mädchen haben und auch lieben werden, heiraten oder auch nicht, Kinder haben oder keine. Auch du wirst es wollen."

"Ich werde dich immer lieben", bekräftigte Erfried entschieden.

"Ich dich doch auch! Wer will uns daran hindern? Auch wenn wir eines Tages fünfzig sind und womöglich längst Großväter, werde ich dich bestimmt nicht wegschubsen. Man darf es nur nicht als Gegensatz sehen, sagten mir meine Eltern einmal. Erst wenn unsere Liebe als Unmöglichkeit für andere Liebe gesehen wird, dann wird es zum feindlichen Gegensatz. Und der findet immer bloß in den Köpfen blöder Leute statt."

"Du hörst dich teilweise an, als seist du ein weise gewordener alter Mann und kein Vierzehnjähriger."

"Unsere Seelen sind uralt, ewig alt, haben mir meine Eltern beigebracht. Da kann es durchaus sein, das Weben aus Jahrmillionen spricht plötzlich einfach so." Gundram grinste ins Halbdunkel. "Hört sich doch riesig bedeutungsvoll an, nicht? Ist ja auch ein ganz netter Gedanke, Jahrmillionen alt sein und auch werden. Aber vielleicht auch nicht..."

"Und du meinst, auch wenn wir eines Tages verheiratet sind, bleibt es so zwischen uns?"

"Auswischen wie eine Schultafel, geht schon jetzt nicht mehr."

"Dann können wir doch auch zusammen mit einer Frau schlafen, oder?

"Na klar! Nichts lieber, als das! Was gäbe es denn tolleres? Ingomar machte das bis vor kurzem auch."

"Und jetzt nicht mehr? Hat seine Freundin was dagegen?"

"Die neue kenne ich kaum. Aber an der lag es nicht. Die kennt er erst seit ein paar Monaten. Nein, das war wegen seinem Busenfreund. Der wollte unbedingt deren damalige gemeinsame Freundin für sich allein und machte eifersüchtiges Trara, wenn Ingomar die noch anfasste. Ingomar fand das doof und sah nicht ein, wieso er seine Freundin dann mit dem teilen sollte. Würde ich auch nicht machen."

"Da hast du wirklich recht, Gundram. Und Ingomar auch, wenn er das doof fand. Aber dann haben die sich wohl nicht sehr geliebt, was?"

"Ingomar liebte seinen Freund sehr und war ziemlich traurig eine Zeit lang. Aber seine neue Freundin scheint ein sehr guter Trost. Ich glaub', der ist in die ungeheuer verknallt und sie in ihn."

"Trotzdem ist es sehr schade, dass sich Freude deshalb verkrachen."

Gundram küsste Erfried und hielt ihn fest umschlungen. "Ja, das finde ich auch! Und ich will, dass es zwischen uns so bleibt."

"Das ist gut", murmelte Erfried schläfrig. - Ist es das wirklich? Selbstverständlich mag ich Gundram jetzt wahnsinnig gern. Aber Ingomar ist der eigentliche und wahre Grund, weswegen bin ich überhaupt hier bin. Er ist es, den ich in seinem jüngeren Bruder suche. Ingomar ist in Wahrheit mein Wunsch, an dem alles hängt...



Alle Rechte vorbehalten
Mannie Manie © 1999
Unentgeltliche Weitergabe erlaubt!

weiterblättern: nächste Seite