Kring 02, 03. Kapitel, Seite 22


"Deine Bemerkungen gefallen mir nicht. Du benimmst dich doof!"

"So? Jedenfalls wünsche ich dir wirklich alles Gute... mein alter Freund." Eckart zögerte letztes absichtlich hinaus, wegen besserer Wirkung.

"Irgendwie klingt das nicht gerade herzlich."

"Ich bin der Letzte, der dir Schlechtes wünschen würde. Warum sollte ich?"

"Keine Ahnung. Jedenfalls habe ich gerade zwiespältigen Eindruck."

"In dieser Hinsicht täuschst du dich wirklich", sagte Eckart fest und schaute Carl in die Augen.

"Schön, mein Lieber", antwortete dieser. "Aber mir scheint, du magst Senta nicht sonderlich."

"Sie ist eine Schickeria-Tante! Und ihr beide denkt mittlerweile an weitergehende, ich meine geschäftliche Angelegenheiten. Das glaubte ich vorhin herauszuhören. Eine Art Zusammenschluss der Aktivitäten von Sentas Beteiligungen und Eca-Media?"

"Wenn das geschehen würde, wäre das ganz bestimmt kein Unglück. Ehrlich gesagt, ich bin der Überzeugung, dass es ein ausgesprochener Vorteil für alle Beteiligten wäre", gab Carl zu bedenken. "Was meinst du dazu?"

"Darüber sollte ich erst einmal einige Tage nachdenken. So ein Schritt sollte sehr gut überlegt werden."

"Nimm dir dafür so viel Zeit wie du brauchst. Ich werde ganz bestimmt nicht drängeln. Gleichgültig, was du entscheidest, das soll unsere Freundschaft auf keinen Fall belasten."

"Wir haben erfahren, lieber Carl, dass eine dicke Freundschaft sehr viel vermag. Derlei ist unbezahlbar."

"Das ist richtig", bestätigte Carl. "Man muss sie hüten, hegen und pflegen, wie einen ganz besonders kostbaren Schatz." Mit diesen Worten stupste er wieder einmal mit unverwechselbarer Geste Haare aus Eckarts Stirn, berührte kurz dessen Wange und ging hinaus.

Nachdenklich blieb Eckart zurück. - Vor etlichen Tagen jene schwarze Gestalt, dann zwei Briefe ohne Absender, jetzt dieser befremdliche Zustand, Carl und die Kallweit... Eigenartig! Was ist denn mit dem auf einmal los? Das geht alles nachgerade überstürzt. Ob da die Kallweit Druck macht? Um Geld kann's dabei weniger gehen. Davon hat die selbst genug. Und Carls Anteil an Eca-Media hat im Vergleich zu deren Besitztümern äußerst bescheidenen Wert. Kleingeld! Das haut die Kallweit'sche an einem Abend in der Spielbank auf den Kopf. Was soll das werden, wenn's fertig ist? Ob sie von mir und Marga Wind kriegte? - Bestimmt! Carl wird ihr das sicherlich voller Stolz erzählt haben. Hm... Frau Treusch ließ kürzlich sachte anklingen, Carl lasse seit kurzem seine Aufgaben immer wieder schleifen. Sieht ihm eigentlich gar nicht ähnlich. Und mir kommt er manchmal vor, als sei er gar nicht anwesend. Kann verknallt sein solche Wirkung haben? Habe ich auch solche Anwandlungen? Aber Annemarie Treusch hätte sicher durch die Blume was gesagt.

Etwa eine Stunde danach schrillte unvermittelt das Telefon, schreckte regelrecht hoch. Ihm kam es jedenfalls lärmender vor als sonst, hob unwirsch ab. "Umgelter!"

Senta Kallweit flötete durch Drähte: "Ach lieber Eckart, Carl und ich wollen nachher einen Happen essen gehen und würden uns beide sehr freuen, wenn sie uns begleiten würden."

Er sagte zu. Drei Stunden später saß er mit Senta und Carl in einem superschicken und ebenso teuren Gourmet-Tempel. Aus eigenem Antrieb beträte Eckart solchen Laden niemals, schätzte übertriebene Zubereitungen nicht. Sentas Welt! Hier allgemein bekannt, von vielen Leuten begrüßt, ganz besonders vom Geschäftsführer des Etablissements. Selbst der Chefkoch machte seine Aufwartung am Tisch, gab Empfehlungen zum Besten, sah mit seiner Kochmütze wenig geistreich aus. - Warum hielt der nicht gleich auch noch riesigen Kochlöffel hoch? - Senta bestellte für alle zusammen.

Großartiges Menü, musste Eckart einräumen, erstklassig zubereitet und wirklich schmackhaft. Allerdings leuchtete nicht ein, weshalb beispielsweise die Tomatensuppe dermaßen zugerichtet. Keineswegs sattes Rot, wie sonst selbstverständlich. Der Ausgangsstoff Tomaten wurde behandelt, bis daraus weitgehend klar sämige Brühe entstand. Ungewohnte Abart. Geschmacklich einwandfrei. Mit Sicherheit fielen dadurch wichtige Nährstoffe überzüchtetem Gaumenkitzel gänzlich zum Opfer, von Vitaminen ganz zu schweigen. Nein, da bot kultiviert asiatische Küche andere Güte, und keineswegs schlechtere.

Beim Essen herrschte meist vornehmes Kauen. Nur übliche Höflichkeiten wechselten. Reine Wortblümchen. Blahblah. Nichtssagende, reichlich hohle Unterhaltung. Eckart hing Gedanken nach, schweifte in bislang fremd gebliebenen Gefilden. - Dieser Stinkbrief!

Nach dem Essen bestellte Senta drei superteure Gläser Cognac. "Ich liebe es, ein gutes Essen mit diesem Cognac zu beschließen. Das mache ich fast immer," lächelte sie. "Es rundet wunderbar ab."

Eckart sagte nichts, fand keinen sonderlichen Gefallen an seifigem Cognacgeschmack. Auch hier zugestanden: Wirklich guter Tropfen! Wer derlei Flüssigkeiten schätzte, dessen Zunge und Gaumen jubelten jetzt bestimmt. Nur, Eckart schätzte Cognac ganz und gar nicht, schmeckte ihm einfach nicht.

"Ich habe bemerkt," begann Senta, "wie maßlos überrascht sie waren, als sie mich und Carl sozusagen als Paar erlebten. Es schien mir so, als seien sie etwas schockiert gewesen. Ich glaube nicht, mich da getäuscht zu haben."

"Das ist nicht ganz unrichtig, verehrte Senta", bestätigte Eckart. "Das war doch überaus überraschend."

"Carl ist ein sehr lieber und netter Kerl." Sie lehnte verträumt gegen den strahlenden Carl.

"O bestimmt, das ist er."

"Haben sie ihn sehr gern, Eckart?" Eigentümlicher Unterton.

"Wir sind seit vielen langen Jahren sehr enge Freunde."

"Nur einfach sehr enge Freunde?" Rasche Nachhake.

"Was meinen sie mit dieser Betonung?"

"In unserer Branche sind doppelte Neigungen nicht ungewöhnlich. Eher normal. Ich möchte wissen, wie ich mit ihnen dran bin, weil ich mir wünsche, Carls Freunde sollten auch meine Freunden werden", antwortete sie sofort und sehr entschieden.


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