Kring 02, 04. Kapitel, Seite 37


"Also, lieber Eckart, ich muss doch sehr bitten! Du willst mich doch nicht auf eine Stufe mit solchen pseudowissenschaftlichen Dumpfköpfen stellen, die sich das erlauben durften, weil sie eine Arztzulassung hatten und mit diesem Freibrief akademische Scharlatanerie betrieben."

"Nein, Hagen, das wollte ich natürlich nicht. Entschuldige bitte, wenn das so bei dir angekommen sein sollte. Es liegt mir fern, dich beleidigen zu wollen."

"Ich mag dich viel zu sehr, als dass ich annehmen würde, du willst mich vorsätzlich kränken, lieber Eckart. Ich bedauere es sehr, dass wir uns so wenig sehen und sprechen, denn als Nachbarn schätzte ich dich ganz besonders."

"Wir könnten uns sicher öfter sehen. Außerdem kannst du mich - uns - jederzeit besuchen. Meine Freunde sind Marga bestimmt immer herzlich willkommen. Und wenn du auch noch Eleonore mitbringst..."

"Du lenkst ab, Eckart. Du willst nicht, dass ich dir meine Frage stelle", behauptete Hagen Wiechert.

"Gut, mein Bester. Stelle sie."

"Ich frage mich schon den ganzen Abend, was dich bedrücken könnte, Eckart. Ich habe das sichere Gefühl, dass du nicht glücklich bist. Und das, obwohl du an und für sich überglücklich sein müsstest. Was ist wirklich los? An Marga Sutthoff oder Eca-Media kann es nicht liegen. Kann ich dir irgendwie helfen?"

"Also, im Augenblick nicht, lieber Nachbar." Eckart lachte fahrig. Idiot! schimpfte er sich sofort selbst. Das wäre doch die richtige Gelegenheit gewesen, er fragt sogar danach. Aber die fremden Leutchen, zwar ganz nett... Nein, das sollen die nicht hören. Auch nicht zufällig.

"Versuche mich nicht zu täuschen", warnte Hagen freundlich. "Ich bin ein Profi. Ich erkenne, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Erst recht bei einem Menschen, den ich lange anders erlebt habe als jetzt."

"Es ist heute bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt für Fragen", entschuldigte Eckart. "Ich werde aber auf dein Angebot zurückkommen, zu gegebener Zeit. Vielen Dank dafür."

"Das tust du nicht."

"Du kannst dich darauf verlassen, lieber Nachbar."

"Ich fragte auch nicht als Seelenarzt, sondern als Freund und Nachbar. Was bedrückt dich, Eckart? Du kannst mit mir über alles reden. Wenn es in meinen Beruf hineinspielt, dann bin ich sowieso zu Schweigen verpflichtet. Also, was ist los?"

Eckart wollte weggehen, aber Hagen hielt ihn am Arm fest. "Hat es etwas mit diesem mehr oder weniger angeblichen Eindringling in deiner Garage zu tun?"

Eckart blickte ertappt. "Was? - Woher weißt du denn...?"

"Carl Bramberg ließ so was durchblicken, als wir uns gestern kurz unterhielten. - Nun denke nicht, Carl habe geplappert. Er war sehr zurückhaltend und hat nur gesagt, dass du ihm ein bisschen überarbeitet vorkommst. Da habe ich eben weitergebohrt."

Eigentlich wollte Eckart jetzt nicht vom ,Schwarzen Mann' reden. Viel zu frisches Erlebnis. Würde obendrein verrückt klingen. Trotzdem erzählte er Hagen davon. Den merkwürdig riechenden Brief mit eigentümlicher Binderune allerdings unerwähnt gelassen, auch jenen seltsamen Lehrbrief, worin nachfolgende angekündigt. Keine Ahnung, warum? Irgendwie nicht dazugehörend.

Aufmerksam lauschte Hagen. - Besorgt? - "Und du könntest dir nicht denken, wer es ist oder von wem beauftragt?" Eckart verneinte stumm. "Hast du Feinde?"

"Jeder hat wohl irgendwelche Feindschaften. Aber solche? - Nicht, dass ich wüsste."

"Tue das nicht mit einem Kopfschütteln ab, lieber Freund. Erstatte Anzeige!"

"Und weswegen? Es kam zu keiner Straftat, wenn man mal vom Eindringen in meine Garage absieht. Und auch sonst: Was könnte die Polizei schon tun?"

"Unterschätze die nicht! Welche Beweggründe diese Person auch immer haben mag; eines Tage könnte das echte Bedrohung werden, wenn es nicht schon so weit ist, nur durch glückliche Umstände verhindert. Ich will dir damit keine Angst machen, sondern Vorsorge anraten."


Alle Rechte vorbehalten
Mannie Manie © 1996-2000
Unentgeltliche Weitergabe erlaubt!

weiterblättern: