Kring 02, 03. Kapitel, Seite 23


Diese olle Seekuh! Eckart verstand. "Sie meinen, ob wir ein äußerst intimes Verhältnis, sprich: Liebschaft, miteinander hätten?"

Senta nickte wortlos. Am liebsten wollte Eckart ihr eine kleben, hielt seinen Unmut jedoch im Zaum. Allerdings schlug er absichtlich weitausholend Beine übereinander, ratschte unterm Tisch eine Schuhspitze Sentas teure Seidenstrümpfe entlang. Hoffentlich kriegt sie wenigstens ordentliche Laufmaschen oder zumindest hässliches Loch daran! Scheinheilige Entschuldigung: "Oh, Verzeihung! Wie ungeschickt von mir!"

Sie zuckte leicht zusammen, lächelte bemüht. "Dieses Paar Strümpfe muss ohnehin gewechselt werden. Da ist möglicher Schaden nur letzter Anlass."

"Auch das noch! Nun habe ich ihnen die Strümpfe kaputtgemacht. Das tut mir sehr leid!" Eckart tat es gar nicht leid, beabsichtigte genau dies.

"Ist schon gut." Senta besaß sicherlich riesige Vorräte teurer Strümpfe.

Eckart lehnte zurück, sah ihr reglos ins Gesicht. "Warum fragen sie Carl denn nicht nach unserem wahren Verhältnis?"

Sie lächelte, während Carl etwas gequälten Gesichtsausdruck zeigte. "Der würde mich einfach anlügen!" Unverblümte Meinung. "Was ich ihm auch gar nicht verdenken könnte. Aber sie haben das gar nicht nötig, lieber Eckart."

"Nein! Ganz entschieden, nein! Weder Carl, noch ich, haben je dahingehende Bestrebungen gezeigt. Vielleicht wäre es noch dazu gekommen. Glaube ich aber nicht. - Nein, da machen sie sich mal keine Gedanken deswegen. Und wegen einer Freundschaft zwischen uns, kann ich nur sagen: Versuchen wir es!"

Senta griff nach Eckarts Hand. Erstaunliche Kraft! Ihr Mund umspielte zufriedenes Lächeln. "Ich wollte nur für klare Verhältnisse sorgen. Wenn eine so überaus enge Verbindung bestanden hätte, dann müsste ich schließlich damit leben. Klare Fronten sind mir wichtig."

"Mir auch, verehrte Senta, mir auch", antwortete Eckart.

"Heucheleien sind mir äußerst zuwider. Von solchem Getue halte ich nichts."

"Sie rennen damit offene Türen bei mir ein."

"Es freut mich sehr, dass wir in so wichtigen Punkten übereinstimmen." Sentas Stimme verriet merkwürdige Erleichterung, die irgendwie nicht passen wollte. "Sie haben beim Aufbau des Unternehmens Eca-Media sehr wertvolle Fähigkeiten bewiesen, hat mir Carl berichtet."

"Wir haben uns beide sehr angestrengt, gleichermaßen hart gearbeitet, auf vieles verzichtet."

"Oh, das glaube ich ihnen, mein Lieber. Carl schätzt sie sehr hoch ein. Er meint, ohne ihre Mitarbeit und ohne ihren vorbehaltlosen Einsatz wäre aus der ganzen Geschichte nichts geworden. Bestenfalls eine große Pleite."

Eckart lächelte fein, blickte versonnen auf Sentas Nasenspitze, drehte nebenbei den Cognacschwenker in Händen. "Das möchte ich nicht ausschließen. Wir hatten eine ganze Menge Schwierigkeiten zu bewältigen, Hürden zu überwinden."

"Künftig werden für Eca-Media praktisch keine unnützen Erschwernisse mehr auftauchen", versicherte Senta Kallweit. "Mein lieber Eckart, sie und ich sollten unbedingt über eine ganz enge Zusammenarbeit in der Zukunft nachdenken. Einen Zusammenschluss unserer Möglichkeiten würde ich sehr begrüßen. Würden sie so entgegenkommend sein, einmal gründlich darüber nachzudenken?"

"Schön, wie sie das sagen, verehrte Senta. Ich soll dabei also mitdenken?"

"Ihnen gehört schließlich und immerhin die Hälfte von Eca-Media, lieber Eckart. Es wäre sicherlich vernünftig, wenn wir uns irgendwann mit unseren Anwälten zusammensetzen und über gemeinsame Wege beraten."

"Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen, wenn klare Verhältnisse gelten sollen."

"Ihre vernünftige und sachliche Einstellung gefällt mir. Und sie gefallen mir ebenfalls sehr, lieber Eckart!" Senta griff wieder seine Hand, verschleuderte tiefen Blick.

Lukullisch verschönerte Aussprache endete unerwartet einträchtig. Trotzdem verweilte im Hinterkopf Unbehagen. Als er Marga davon erzählte, schien sie durchaus angetan.

"Mein Lieber, diese Senta Kallweit hat beste Verbindungen. Sie kann uns allen sehr nützlich sein. Störe dich nicht daran, dass sie eine Schickeriatante ist, wie du richtig sagst. Und wenn Carl einen Narren an ihr gefressen hat und sie an ihm: Umso besser! Aber etwas anderes mein Lieber. Das Festival geht ja morgen zu Ende, und ich sagte schon, dass ich noch nach Berlin muss. Glücklicherweise nur für knappe Woche, dann bin ich wieder zurück. Sei bitte nicht enttäuscht, Eckart, ich will mich nicht aus dem Staube machen. Die Verbindung mit dir, vor allen Dingen die wundervollen Nächte werden davon nicht berührt oder geschädigt. In spätestens einer Woche bin ich wieder da. Ich hoffe, dass du ähnlich fühlst."

"Natürlich, Marga! Aber ich bin doch etwas traurig deshalb. Ich hatte mich schon sehr gefreut, dich auch morgen wieder in die Arme zu nehmen, mit dir zusammen sein, einschlafen..."

"Mir geht es genauso, Eckart. Aber meine Berlinreise ist nicht vermeidbar. Und wenn ich das gleich mache, dann wird sie umso kürzer und wir können wieder zusammen sein."

"Was sein muss, muss eben sein", meinte er ergeben.

"Leider!" bestätigte Marga und seufzte. "Außerdem haben wir ja Telefon, nicht wahr? Wir könnten auch mal ein paar Tage in mein Landhaus, einfach ein bisschen Ruhe genießen, ausspannen. Wie wäre das?"

"Toll! Warum denn nicht? Würde ich gerne machen, Marga!"

Gemeinsames Versinken.


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