Kring 02, 01. Kapitel, Seite 01


Grelles Quietschen scheuchte sogar aus fernen Bäumen Vögel hoch. - Das verdammte Ding muss unbedingt geölt werden, dachte Eckart Umgelter, öffnete widersprechende Flügel metallenen Garagentores weit. Aufgerissener Rachen, gähnendes Halbdunkel dahinter, vom restlich einfallenden Tageslicht kaum ausgeleuchtet. Öl- und Benzingerüche wehten dumpf heraus.

Und da kam es wieder! Das Gefühl, ihn belauere irgendwas! Eigenartig und unbestimmbar. In letzter Zeit häufiger gespürt. Als ob jemand oder etwas anschleiche, nicht eingeladen und noch weniger erwünscht. Hartnäckig hockte es irgendwo, konnte nicht vertrieben werden.

Du spinnst langsam! - Eckart schüttelte ärgerlich den Kopf, trat entschlossen ein, verzichtete auf Lichtquellen. Nur wenige Schritte zum Auto. Bis dahin wären seine Augen Dämmerlicht gewohnt.

Dennoch merkwürdig, dass ihn beständig anfiel, es wache Fremdes, schaue, beobachte. Nicht nur jetzt. Auch bei anderen Gelegenheiten empfunden. Keine bloße Aufmerksamkeit oder beiläufige Teilnahme. Irgendwer schien zugegen. Es gab jedoch keinerlei stichhaltige Anhaltspunkte dafür. Alles eingebildet?

Eckart kannte seine Eigenarten und wusste daher, es müsse guten Grund geben. Wäre ja sonst verrückt. So was tun nur Verrückte, grundlos etwas einbilden, glauben. Und verrückt fühlte sich Eckart ganz gewiss nicht. Aber das tun echt verrückte gleichfalls nicht, fiel siedend heiß ein. Er ging zur Fahrerseite seines Wagens und stolperte unerwartet über einen Karton, der dort nicht hingehörte. Mürrisch mit dem Fuß zur Seite gestoßen. Muss vom anderen Krempel heruntergerutscht sein, vermutete er und blickte in verstellte Runde.

Was innerhalb weniger Zeit alles an überflüssigen Sachen ansammelt... erstaunlich! Allen möglichen Kram packte er einfach hier rein, verbaute mittlerweile die Zwischentür vom Haus zur Garage. Seit Monaten deswegen ständig verschlossen, weil man sowieso nicht mehr durchkäme. Dabei nicht einmal sonderlich kleine Räumlichkeit. Im Gegenteil.

Endlich aufraffen, gründliche und groß angelegte Entrümpelung starten? - Keine Lust!

Schließlich wohnte er ja nicht in diesem greulichen Autounterstand. Und solange er immer noch an seinen Wagen kam, dieser genügend Platz fand... Na ja! Allerdings Tatsache, da drin fände wer haufenweise gute Möglichkeiten zum Verstecken. Aber wie sollte jemand hereinkommen und wozu? In diesen staubigen Müll? Nutzloser Sperrmüll, was hierin stapelte. Er war nur einfach zu faul und zu bequem, das alte Zeug an den Straßenrand schaffen und städtische Sperrmüllabfuhr anrufen. Außer Spinnen und Asseln, mochten hier kaum andere Wesen Wohlgefühle entwickeln.

Just als er den Autoschlüssel ins Wagentürschloss stecken wollte, hielt er ungläubig inne. - Fremde Gegenwart!

Herzschlag stolperte kurz, stellte dann in erhöhter Schlagfolge den Körper auf Angriff oder Flucht ein. Dennoch behielt kühler Verstand glücklich Oberhand. Langsam um eigene Achse gedreht, äugte er angestrengt in fade Düsternis... Niemand. Nur im dunklen Schatten zweier alter Regale könnte wer sein.

Tatsächlich! Schlanke schwarze Umrisse schwankten fast unmerklich.

Blitzartiges Bild vor innerem Auge: Schemen sprang aus Dunkelheit, riss zu Boden! Reihe abgestellter Autos an unbekanntem Straßenrand. Schmerzhafter Fall. Schwärze ringsum. Eindringliche Stimme rief in funkende Finsternis. Gesicht einer Frau in dunklem Mantel, anschließend großes Garagentor oder etwas ähnliches, seitlich drei große Buchstaben - TOT? - zu zweit durchgegangen, gelbliche Hoflampe, nach oben spitze Tür...

Alles verschwunden. Eckart stand wie angewurzelt und starrte zur Stelle zwischen den Regalen, verwirrt über gehabten Gedankenfilm. Er erinnerte nichts, was gerade flackerte. Wieder ganz in Wirklichkeit.

Das ist doch nicht möglich, wie kam der Kerl denn hier rein? - Ungläubig und nicht recht sicher blickte er genauer hin, schließlich mag Wechsel vom Hellen ins Dunkle Täuschungen auslösen. - Kein Zweifel: Dort steht eine Gestalt! Sehr hochgewachsene Gestalt!

Was mache ich jetzt? Den einfach wortlos rausschmeißen? - Selbst ganz sicher kein ängstlicher Mensch, nicht übervorsichtig und auch keineswegs Schwächling, verwarf er das. - Warum überflüssiges Wagnis eingehen? Völlig dumm!

Bei so großem Wuchs, dürfte jener Eindringling entsprechende Körperkräfte haben. Und dessen Gestalt ragte offensichtlich höher als Eckarts. Dringliche Vermutung nicht abwegig, eigene Kräfte würden überboten. Außerdem könnte der mit Hieb- oder Stichwaffe bewehrt sein, wenn nicht gar gefährlicheres. Und selber hielt er nur den Schlüsselbund in Händen, vermochte in gegebener Eile auch nichts geeigneteres entdecken. Und dann lief er immer noch Gefahr, dass dieser Mensch anschließend behauptet, er habe ihn grundlos zusammengeschlagen, sei gar nicht hier drin gewesen. Aussage gegen Aussage. Keine Zeugen und damit haufenweise Ärger am Hals.

Entschlossen drehte er weg. Mit raschen Schritten aus der Garage, von Straßenseite her uneinsehbar hinterm Haus gelegen. "Carl! Kommst du mal bitte her!"

Er scheute eigentlich, seinen Freund rufen, wie manche albernen Frauenzimmer, die sich immer und überall beobachtet fühlen, sogar vor eigenem Schatten erschrecken. Blöde Gänse! Dabei könnten die meisten, welche solches häufig behaupten, froh sein, folgt wer derart überflüssiger Mühe. Wunsch schien eher Vater wabbelnden Gedankens. Lohnt häufig nicht entfernt. Es sei denn, ,mann' findet wandelnde Zellulitislager in dümmlichen Negligés oder geistlosen Strapsen hinreißend. Abartig! Wobei gegen gut gepolsterte Rundungen nichts eingewendet sein will. Magere Models oder gar Bodybuilding-Frauen fanden keinesfalls Eckarts Beifall. Erotisch wie quietschende Küchenquirle!


Alle Rechte vorbehalten
Mannie Manie © 1996-2000
Unentgeltliche Weitergabe erlaubt!

weiterblättern: