Kring 02, 04. Kapitel, Seite 30


Grund vorgenannter Selbstablehnung kann nur darin liegen, weil abscheuliche Menschen letzten Jahrhunderts, aber auch vorangegangener, mörderische Anmaßung betrieben. Diese verstiegen in Ost und West und Mitte zu Behauptungen und lächerlich anmutenden Übertreibungen, welche jeder vernunftbegabte Mensch weit fortweisen muss. Weiterer Grund mag in indoeuropäisch besonders ausgeprägter Eigenart bestehen, allein in der Fremde Heil vermuten. Häufig katastrophales Ergebnis, besonders wenn in unbedachten Auswanderungskult ausgeartet. Katastrophe bedeutet soviel wie Zerstörung, und entsetzliche Zerstörungen folgten vielfach. Selbstzerstörungen, wie in verflossenen hundert Jahren in Europa.

Jene Eigenart ist aber hierzulande nur auffallend ausgebildet, anderen Völkern und anderen Weltgegenden durchaus ebenso leidvoll bekannt. Nicht umsonst mahnte ein altchinesischer Weiser: "Den Himmel kannst Du erkennen ohne aus der Tür zu gehen, und je weiter Du Dich von Zuhause entfernst, desto mehr wirst Du Dich verlieren!" - Ganz wunderbarer Ausspruch, den man nicht oft genug ,Östliche-Weisheit-Suchern' vorhalten kann. Jemand wie Meister Kung beispielsweise, war sicher nicht so tumb und empfahl Menschen seiner Umgegend, ständig im Haus bleiben. Östlichen Weisen sollte man besser zuhören und deren wahre Worte beherzigen, dann würde viel alberner Schnickschnack rasch von selbst erledigt.

Wenig wissen wir über Runen, meinen Besonnene, verweisen gleichfalls auf Altertumsforschungen. Mühselige Forschungen erhellten keineswegs, woher diese geheimnisvollen Zeichen wirklich stammen. Verblüffend einfach gestaltet, vermöge dessen man sie rasch als ,primitiv' einstufen möchte. Aber genauere Kenntnis lässt sie durchdacht erscheinen, weshalb solche Einstufung letztlich von selbst ausgeschlossen. - Piktogramme, Sinnzeichen! Heute allüberall auf Bahnhöfen, Flugplätzen und anderen viel besuchten Stätten verwendet, gleichfalls einfach gestaltet und gerade deshalb umfassend brauchbar. Vollkommen unnütz, würden sie nicht schon durch bloßes Sehen verstanden. Von jedem mit gewissem Hintergrundwissen begriffen, welches keineswegs überhöhte Anforderungen stellt. Man muss nicht einmal lesen können, nur wissen, was das Zeichen im jeweiligen Zusammenhang anzeigt. Piktogramme sind wohldurchdacht und eine der geistvollsten Gegenwartserfindungen. Geistvoll schon deshalb, weil innerhalb knappen Augenblicks Mitteilungen überkommen, wofür sonst langatmige Beschreibung nötig. Fremdsprachigen Besucher nur beschwerlich zuteil, denn das fiele jeweiliger Umgangssprache mächtigen auch nicht in den Schoß. - Ist das etwa primitiv, also dumm?

Zu solchen und ähnlichen Zwecken, meinen Besonnene, seien Runen einst erdacht, erfunden, entwickelt. Wegmarken, Wegweiser sollten sie sein, nachfolgenden Wanderern rasch und sicher Hinweise geben, wie Wege verlaufen und wohin. So folgern Besonnene auch, Runen entstanden in bewaldeten Gegenden, mindestens aber in Landschaften mit hinreichendem Baumbestand. Zweifellos Eigenart großer Teile Sibiriens. Dies käme der Einschätzung am nächsten, Indoeropäer und Aria Indiens, sowie Arier Persiens haben dort ihre Wurzeln. Ausgesprochene Steppen kommen deshalb nicht in Frage, zumal Runen so gestaltet, dass sie bestens und recht deutlich in maseriges Holz geschnitten werden können.

Tatsächlich fand man selbst im heutigen chinesischen Kulturraum uralte Felsritzungen, Runen in schier unglaublicher Weise gleich, uns bekannten Zeichen weitgehend ähnlich. Und Runen wurden bekanntlich auch in Stein gemeißelt, wie vielfache Funde Europas beweisen. Unbesonnene Leute schlossen in unseliger Zeit daraus einfach und plump, chinesische Schriftzeichen müssten somit indoarischen Ursprungs sein, wollten damit belegt wissen, nur ,arische' Völkerschaften waren kulturschöpfend. Kann selbstredend genauso verworfen werden wie gegenteilige Behauptung. Keinerlei Beweise! Weder dafür, dass besagte Runenzeichen die Bilderschrift mongolider Völker begründeten, noch dass erwiesenermaßen sehr alte östliche Kulturen und ihre Schrift den Urgrund der Runen fügten. Runen sind Einzellaute wie unsere hiesigen Buchstaben. Die bildhafte Chinesenschrift nur sehr eingeschränkt, was sie keineswegs mindert. Denkbar ist gegenseitige Beeinflussung vor bereits sehr vielen Jahrtausenden.

Man mag unbesonnene Herrschaften in und vor unseligen zwölf Jahren vergangenen Jahrhunderts gerade noch verstehen, weil ähnlich veranlagte Großsprecher zuvor folgerten, Schriften der Inder, Chinesen und anderer Ostvölker seien mit Sicherheit aus hebräischen Schreibweisen entstanden. Sie verstiegen selbst zur nachgerade albernen Behauptung, Anlass müssten ägyptische Hieroglyphen oder Keilschriften Mesopotamiens hergeben. Das alles nur, um ihre Ansicht verfestigen, alle Kultur käme aus sogenannt ,biblischem' Sagenbereich. Es stünde so darin und kann deshalb gar nicht anders sein! Jede andere Möglichkeit kein Wort wert, dieweil nichts sein kann, was nicht sein darf. Insofern haben die einen nur die anderen Schwätzer nachgemacht. ,Morgenlandapostel' behaupteten lange vorher schlankweg, auch altindianische Hieroglyphen der Maya und Azteken stammen aus biblischem Ägyptenland, machten standfest glauben, Indianer seien die angeblich verschollenen zehn Stämme Israels.

Dabei entstand diese Einschätzung nur als Schutzbehauptung mitleidiger Menschen, welche - zu spät - grausamer Behandlung indianischer Bevölkerung Mittel- und Südamerikas Ende setzen wollten. Außerordentlich unvollkommen gelungen! Frühe Kirchenkreise vertraten ursprünglich allen Ernstes, Indianer könnten keine Menschen sein, weil in der sogenannten ,heiligen Schrift' nicht erwähnt. Das muss man sich mal vorstellen! Ihre unseligen Nachahmer neuerer Zeit behaupteten flugs, altamerikanische Kulturen gehen auf Gründungen von ,Ariern' zurück, da Azteken, Inka und womöglich verbliebene Reste lang vorher untergegangener Maya von bärtigen weißen Gottheiten berichteten. Inkagott ,Kon Tiki' beispielsweise.


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