Kring 02, 02. Kapitel, Seite 14


"Wer war es?"

Eckart senkte bedeutungsvoll den Blick, richtete ihn dann unter Brauen hinweg wieder auf Carl. "Ich hatte Telefonsex!"

Carl guckte erst verständnislos, dann zeigten seine Züge Anflug von beleidigt sein. "Rede keinen Quatsch, Eckart! Ich kenne dich lange genug, um genau zu wissen, dass du dich dabei lediglich zu Tode langweilen würdest, dir stattdessen lieber einen Porno reinziehst und dabei einen runterholst. - Wenn du das überhaupt schon mal machst. Aber Telefonsex...? Blödsinn! - Du bist doof!"

"Deine Neugier ist auch doof", vermerkte Eckart.

"Wir sind Freunde und Partner, und ich habe ein berechtigtes Interesse daran, wie es meinem Gegenüber so ergeht. Ich wollte nur freundschaftlichen Anteil nehmen, denn Sorgen hatte ich mir wirklich gemacht. - Aber wenn dir das nicht recht ist..." Carl wandte zum Gehen, schien gekränkt.

"Ach komm, Carl, zanken wir uns doch nicht wegen so einem Quark", rief Eckart hinterher.

Türklinke schon gegriffen, schaute Carl rückwärts, fragte versöhnt, gespielt lauernd: "Sagst du mir nun endlich, wer es war? Oder willst du mich foltern?"

"Sehr gern, mein Lieber, weil es dir so unwahrscheinlich klingen wird und du niemals ohne meine Hilfe dieses Rätsel löst. Wie wir ohne einander auch nur die Hälfte unseres Erfolges gehabt hätten", meinte Eckart halbernst.

"Du weißt," antwortete Carl von der Tür her, "dass ich dich und deine Leistung über alles schätze. Würden wir sonst zusammen diesen Laden schmeißen? - Nein, wir sind ein fabelhaftes Team."

"Das hast du ganz wunderschön gesagt", entgegnete Eckart, saß kerzengerade im Sessel und lachte Carl an. "Danke, das ging runter wie Butter!"

"Du bist ein herzloses altes Luder", schimpfte Carl scherzhaft. "Wenn du jetzt nicht sofort dieses dämliche Geheimnis lüftest, schreie ich laut los, reiße die Tür sperrangelweit auf und stecke unserer Sekretärin, dass du mir an die Wäsche gegangen sein sollst."

"Die ist sowieso lesbisch."

"Im Ernst?" Carl staunte. "Meine Güte, davon habe ich noch nie was gemerkt. Seit wann weißt du das?"

"Fast seit Anbeginn. Als ich den ganzen Ärger mit Nathalie am Halse hatte, berichtete sie mir von ihrer eigenen dramatischen Affäre, um mich zu trösten. Dabei ließ sie durchblicken, sie habe mit einer Frau zusammengelebt."

"Irre!" sagte Carl nachdenklich. "Da sieht man wen fast jeden Tag, spricht miteinander, arbeitet zusammen und kennt nicht einmal die entscheidenden Lebensumstände dieser Person. Ich glaube, ich sollte mich ein wenig mehr um die Mitarbeiter bemühen. Wirke ich chefmäßig unnahbar?" Er trat mit fragendem Gesichtsausdruck neben Eckarts Sessel.

"Du giltst als gestandener Weiberheld, toller Hengst und Geschäftsmann! Bei so jemandem nehmen besonders Angestellte gewöhnlich nicht an, er würde sich für ihre persönlichen Belange interessieren", antwortete Eckart unverblümt.

"Das muss sich ändern", meinte Carl nachdrücklich. "Aber jetzt...", er schnappte mit beiden Händen Eckart am Hals und schüttelte ihn kräftig "...sagst du mir sofort, wer... das... letzte... Nacht... am... Telefon... war!"

Jedes Wort von heftigem Schüttler begleitet, geriet Eckarts Haartracht in heillose Unordnung, sah aus, als käme er gerade aus dem Bett oder von Windhose erfasst. "Ja doch! Hör auf!"

"Also, ich höre!" Carl grinste, hockte auf Schreibtischkante nieder.

"Marga Sutthoff!"

"Marga Sutthoff?" Carls Grinsen verschwand, machte besorgter Miene Platz. "Du hast um eine solche Uhrzeit noch bei ihr angerufen? Ist das nicht ein bisschen zu forsch?"

"Sie hat - mich - angerufen."

"Oha!" Carls Gesichtszüge hellten wie heraufziehender Frühlingsmorgen. "Marga Sutthoff hat dich mitten in der Nacht angeläutet. Mensch, Junge, das ist ja phantastisch! Sie hat dich angerufen, die tolle Sutthoff'sche? Dann musst du Bombeneindruck auf sie gemacht haben. Je mehr sie von dir beeindruckt ist, desto größer sind unsere Chancen, sie für uns zu gewinnen. Unbedingt ausbauen! Daraus muss heißes Feuer werden!"

"Ich dachte, wir seien uns einig, dass es dabei nicht vornehmlich um geschäftliche Seiten gehen kann, sondern seelische Dinge..."

"Media ist die Seele! Ihre, deine, meine..." Carl strahlte begeistert. "Mann, Eckart, ich bin hin und weg. Lass dich knutschen, Goldjunge!" Stürmisch schloss er seinen Freund in lange Arme, drückte ihm schmatzende Küsse auf.

Plötzlich ging die Tür auf.

Annmarie Treusch, ihre Sekretärin, stand im Türrahmen, blickte auf ein Schriftstück in ihrer Hand. "Herr Umgelter, dieser Vermerk bei... Huch!" Sie verstummte verdattert, nachdem sie aufblickte und Carl Bramberg Küsse verteilend halb auf Eckart im Sessel liegen sah, dieweil Eckart Umgelter reichlich verstrubbelten Zustand hergab. Sie kicherte kurz, machte aber sofort wieder hochoffizielles Gesicht. Offensichtlich bereitete ernst bleiben einige Mühe. "Tut mir leid, meine Herren, ich wollte nicht indiskret..."

"Ist schon gut, Frau Treusch. Kommen sie rein in unser Idyll", forderte Eckart verhalten lachend, Seitenblick zum reichlich verlegenen Carl. Dann platzte gemeinsames Gelächter heraus, worin Annmarie Treusch schließlich mit einfiel.


Alle Rechte vorbehalten
Mannie Manie © 1996-2000
Unentgeltliche Weitergabe erlaubt!

weiterblättern: