Beide Sichtweisen können als völliger Unsinn abgetan sein. Altindianischen Hochkulturen kannten zwar durchaus das Rad, verwendeten es aber nicht, außer an Kinderspielzeug. Ägypter und Indogermanen kannten und verwendeten das Rad schon seit fast Urzeiten im Alltag. Wären solche Lehrmeister bei indianischen Völkern federführend in Erscheinung getreten, hätten sie zuvörderst den Alltagsgebrauch des Rades gelehrt, sowie wenigstens die Bronzeherstellung, falls nicht des Eisens. Nichts davon kann festgestellt werden! Jene sagenhaften ,weißen Götter' waren wahrscheinlich gestrandete nordisch-germanische Hochseefahrer. Von Altertumsforschern wird nicht bezweifelt, dass die Völkerschaften um Küsten und Länder der Nord- und Ostsee, vornehmlich Ostsee, bereits in der Bronzezeit hochseetüchtige Drachenboote herzustellen verstanden. Entsprechend alte Felszeichnungen im skandinavischen Bereich belegen es. Und diese Menschen nannte man später allgemein Germanen. Damit könnten sie durchaus bis dorthin gelangt sein.
Ägypter bauten damals keine hochseetüchtigen Schiffe, sondern reine Fluss- und Küstenschiffe, vornehmlich aus Papyrosbündeln. Ob ihrer Bauweise für Atlantiküberquerung denkbar ungeeignet. Warum sollte Ägypten als Landgroßmacht hochseetüchtige Schiffe bauen und somit darin Erfahrung haben? Ägyptische Schiffe vermochten gerade mal noch das vergleichsweise ruhige Mittelmeer befahren. Schon bis zur französischen Mittelmeerküste kamen sie kaum. Und wenn, dann meist nicht zurück. Als Handels- oder Kriegsunternehmen dummes Zeug. Wäre mehr geschehen, würde es in den sonst sehr genauen Geschichtsberichten Ägyptens vermerkt sein. Nichts davon! Ruhmversessene Pharaonen hätten solche Gelegenheiten nicht verstreichen lassen, sich mit derlei Lorbeeren zu schmücken. Erst die alten Griechen bauten Boote und Schiffe, denen wesentlich mehr zugetraut sein darf. Wohl deshalb herrschten sie später über Ägypten.
Aber auch antike griechische Seefahrer berichteten nichts, das auf Atlantikquerung schließen ließe. Selbstredend möglich, es habe damals vereinzelt ägyptische, phönikische oder griechische Handelsboote bis an Küsten Amerikas verschlagen. Doch diese Gestrandeten trieben anschließend sicherlich andere Sorgen um, als ausgerechnet vergleichsweise unhandliche Hieroglyphen des Nillandes unterrichten. Sie hätten vordringlichere Dinge gewusst. Täglicher Gebrauch des Rades und Nutzung von Lasttieren wäre allemal angebrachter erschienen, oder Metallverarbeitung für Alltagszwecke. Germanen dürfte es ähnlich gedünkt haben. Allerdings wurden Runen, phönikische oder griechische Buchstaben in Landen jenseits des Atlantik nie gefunden, erheblich eher möglich, als schwierige Hieroglyphen Ägyptens.
Was Keilschrift anbelangt, kann - aber bitte vorsichtig! - angedacht werden, dass sie möglicherweise erst von Hethitern in bekannte Gebrauchsform gewandelt. In Hinterlassenschaften hethitischer Kultur fand man wesentlich mehr Keilschriftentexte als an entsprechenden Fundstätten Mesopotamiens. Mag allerdings sein, weil Tontafeln, worin Keilschrift meist geprägt, durch vielfältige Überschwemmungen des Euphrat und Tigris rascher zerstört wurden. Die Hethiter gelten, wie auch die absichtlich viel verkannten Philister, als indoarisches Volk, Völkern unserer Breiten eng verwandt. Nicht ganz unberechtigt angenommen, Hethiter wanderten aus Gegenden des Industales nach Kleinasien, brachten in Vorläuferform die Keilschrift mit. Zum bleichenden Erstaunen der Morgenlandapostel, liegen fernab im Industal Reste einer den Hethitern verblüffend ähnlichen alten Kultur. Diese ist wahrscheinlich erheblich älter als die sumerische des Zweistromlandes. Mindestens bestand sie aber gleichzeitig. Damit verschwindet verbissen hochmütig verkündete Behauptung vom Tisch, in mesopotamischen Sümpfen habe moskitoverseucht die Wiege aller Weltkulturen geschaukelt. - Mitnichten!
Ansonsten kann in gleicher Manier angefügt werden, Phönizier lebten mit Philistern und vormaligen Hethitern in Nachbarschaft, und Phönizier bekamen gut und gerne ihre an Runen gemahnende Schrift von letzteren gelehrt. Solche Behauptung hat gleichviel Gewicht wie gegenteilige, weil sie weder im einen noch im anderen Fall bewiesen werden kann. Das haben platte Behauptungen aller Art so an sich. Besonnene nehmen von keiner Seite derartige Plumpheiten an. Allerdings: Austausch von Wissen und Fertigkeiten im Handelsbereich gab es mit Sicherheit! Nur, von welcher Seite kam was? - Niemand vermag das belegt zu beantworten!
Phönizier waren ein Händlervolk ungeklärter Herkunft, vornehmlich im heutigen Libanon ansässig. Daher kann sogar vermutet werden, sie kamen möglicherweise im Verlaufe und als Teil indoarischer Westwanderung nach Vorderasien. Phönizier tauchten just zu etwa gleicher Zeit dort auf, wie Germanen und Kelten im Abendland. Somit wären ihnen Altrunen sicher vertraut gewesen. Und sie waren sehr kluge Leute, dürften Gebrauchswert leicht handhabbaren Zeichen- und Merksystems rasch erfasst haben, worin auch vollständiges Rechensystem und geometrisches Wissen enthalten: Die Runen!
Vorausgesetzt, sie übernahmen die Runen, was nicht zutrifft, wenn sie diese in Urform bereits kannten, was lag für sie näher, als solche Zeichen für eigene Zwecke einrichten und ändern? Warum sollten sie mit umständlichen Hieroglyphen Ägyptens Qualen leiden oder unhandlich schwere Keilschrifttontafeln schleppen? Tontafeln mussten obendrein erst aufwendig gebrannt werden und zerbrachen leicht. Die Schrift der Phönizier unterscheidet sich fast schroff von sonst geübten Fertigkeiten benachbarter semitischer Völker. Und Holz gab es im Libanon ausreichend. Die Zedern des Libanon sind sprichwörtlich. Obendrein kannte man gemeinhin Papyros. Auch die viel später entstandene hebräische Schrift ist wesentlich schwerer gebräuchlich als eine Letterschrift, womit jede Lautfolge dargestellt sein konnte. Selbst die ausgereifte und sehr hoch entwickelte, noch viel spätere arabische Schrift besaß diese Eigenschaft nur eingeschränkt, weil ausschließlich auf Arabisch abgestellt. Darin allerdings unübertrefflich. Und es gab sie schon frühzeitig als allerflinkste Kurzschrift.